
303
303
DE 2018, 145 min, R: Hans Weingartner, K: Mario Krause, Sebastian Lempe, D: Mala Emde, Anton Spieker, Arndt Schwering-Sohnrey, Thomas Schmuckert, Jörg Bundschuh, Steven Lange
Auf ihrer langen Reise nach Portugal verliebt sich eine schwangere Frau in einen Anhalter.
Jan ist davon überzeugt, dass der Mensch von Natur aus egoistisch ist. Deswegen ist er auch nicht weiter überrascht, als ihn in Berlin seine Mitfahrgelegenheit versetzt. Jule hingegen glaubt, dass der Mensch im Kern empathisch und kooperativ ist, und bietet Jan einen Platz in ihrem »303«-Oldtimer-Wohnmobil an. Beide sind unterwegs Richtung Atlantik. Jan will nach Spanien, um seinen leiblichen Vater kennenzulernen, Jule zu ihrem Freund nach Portugal. Eigentlich soll es gemeinsam nur bis Köln gehen, doch mit jedem Kilometer eröffnet sich den beiden etwas mehr von der Welt des Anderen. Macht der Kapitalismus den Menschen zum Neandertaler? Führt Monogamie ins Unglück und kann man sich aussuchen, in wen man sich verliebt? Die beiden durchqueren Frankreich und erreichen Spanien, ihre fesselnden Gespräche werden immer persönlicher. Und es fällt ihnen immer schwerer, sich nicht ineinander zu verlieben...
Lebenshungrig und romantisch, zwischen Fernweh und dem Wunsch, irgendwo anzukommen, gelingt Hans Weingartner (DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI, DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE) mit 303 ein sehnsüchtiges Roadmovie mit magischer Anziehungskraft. Die wunderschönen Landschaftsaufnahmen werden getragen von einem atmosphärischen Indie-Soundtrack.
AUS EINEM INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR
Was war Ihre Ausgangsidee für 303?
Ich wollte den Film schon immer machen, weil ich gedankliche Auseinandersetzungen und Theorien über alles liebe. Wie funktioniert die Welt? Die Neugier war immer schon meine treibende Kraft. Ich war Wissenschaftler, bevor ich Filmemacher geworden bin, und 303 ist für mich der ideale Weg, beides miteinander zu kombinieren. Inspiriert hat mich natürlich BEFORE SUNRISE von Richard Linklater. Bei den Dreharbeiten in Wien habe ich damals als kleiner Produktionsassistent mitgearbeitet. Da bekam ich auch das Originaldrehbuch in die Hände, das mich total fasziniert hat. Und SLACKER von Linklater war damals mein Lieblingsfilm. Darin laufen Leute durch Austin, Texas und geben Theorien und skurrile Fakten von sich. Ich hab mir den Film achtmal im Kino angesehen. Neue Assoziationen und Zusammenhänge interessieren mich einfach brennend. Außerdem wurde ich ja in Wien sozialisiert, der Stadt der Philosophie – da wird in der jeder WG-Küche sowie im Kaffeehaus stundenlang mit Hingabe diskutiert.
In Berlin und anderswo auch!
Nein, nein, nein! Als ich nach Deutschland kam, habe ich sofort gemerkt, dass hier ein anderes Klima herrscht. Hier wird gemacht. Das ist das Land der Praxis. Die Leute hier haben alle Projekte. Die ziehen sie durch. Selbst unter Hausbesetzern war das so. In Wien jedoch – meinem Wien jedenfalls – wurde nächtelang im Kaffeehaus gesessen und philosophiert und dann gescheitert. Die Lust am Untergang. Verstehen Sie? Wenn man auf dem Zentralfriedhof liegt, dann ist man ganz oben. In Deutschland hingegen muss man Erfolg haben.
Da passen Jule und Jan aber nicht ins Schema.
Völlig richtig. Die sind old-school. Das würde ja auch zu dem Wohnmobil passen, diesem Bus aus dem Jahr 1980, in dem sie wie in einer Zeitmaschine sitzen. Der Bus ist quasi eine Raumkapsel und eine Zeitmaschine, mit der sie durch das Jahr 2018 fahren.
