
Die Wunderübung
Die Wunderübung
AT 2017, 92 min, R: Michael Kreihsl, K: Wolfgang Thaler, D: Aglaia Szyszkowitz, Devid Striesow, Erwin Steinhauer
Wo ist bloß das »Wir« geblieben? Ein Ehepaar sucht beim Paartherapeuten nach der verloren geglaubten Liebe – und findet überraschende Erkenntnisse.
Die Liebe kann fast alles: Herzen brechen, Berge versetzen, Königreiche zerstören. Die ganz, ganz großen Sachen. Aber eines kann sie nicht: den Graben überbrücken, der entsteht, wenn ein Paar sich, wie man so schön sagt, auseinandergelebt hat. Zwei Menschen, die einst zusammenkamen, weil sie sich blind verstanden und sich besser als alle anderen aufeinander ein- und verlassen konnten. Jetzt, viele Jahre und viele Erfahrungen später, sprechen sie eine völlig unterschiedliche Sprache. Joana und Valentin stehen auf den entgegengesetzten Seiten des erwähnten Grabens. Nach über einer Dekade Ehe kommunizieren sie zwar miteinander, aber nur noch gehässig und polemisch. Die gemeinsame Tochter zwingt sie zum Paartherapeuten. Dieser Therapeut hat mit den beiden seine helle Freude. »Du hörst mir nie zu!« –»Wozu denn, du sagst ja immer das Gleiche!« »Du verstehst mich nicht!« – »Dann sag halt mal etwas, was ein normaler Mensch kapiert!« Joana und Valentin schenken einander nichts, aber sie bekommen es mit einem ebenbürtigen Gesprächspartner zu tun, der ihre unheile Welt mit viel Witz und Klugheit auf den Kopf stellt. Wenn zwei sich streiten, lacht oft der Dritte: Wenn ein Paar so richtig zankt, kann das für Außenstehende durchaus amüsant sein – weil man mitleidet und sich gleichzeitig dabei wiedererkennt, denn die verbalen Kampftechniken der Liebe sind so limitiert wie universell.
Aus dieser Tatsache machte Bestsellerautor Daniel Glattauer (»Gut gegen Nordwind«) sein Erfolgsstück »Die Wunderübung«, in dem er meisterlich den Zustand einer langjährigen Liebesbeziehung beschreibt – und den Versuch, sie mit Hilfe eines Dritten wieder auf Schiene zu bringen. Getragen von fein geschliffenem Dialogwitz und tiefen Einsichten in die menschliche Seele gibt es zahllose Aha- und Ahja-Erlebnisse. Regisseur Michael Kreihsl (CHARMS ZWISCHENFÄLLE, LIEBE MÖGLICHERWEISE) hat DIE WUNDERÜBUNG bereits 2015 auf die Bühne der Wiener Kammerspiele gebracht. Jetzt adaptierte er die Komödie gleichermaßen tiefgründig wie leichtfüßig für die große Leinwand. Drei souveräne Darsteller führen durch ein hinreißendes Kinoerlebnis, das viele Fragen aufwirft, die wir uns (fast) nicht zu stellen getraut hätten.
REGIESTATEMENT:
Viele meiner filmischen Arbeiten waren Komödien. Meine Uraufführung von Glattauers »Gut gegen Nordwind« wurde drei Jahre ausverkauft in Wien gespielt und hatte über 100 Folgeaufführungen in Deutschland. Durch die Einrichtung und Inszenierung seines zweiten E-Mail-Erfolgsromans »Alle sieben Wellen» fürs Theater konnte ich mich erneut in diese Beziehungswelt einarbeiten. Dieser Erfahrungsprozess half mir, »Die Wunderübung« auch am Theater zu einem Erfolg zu bringen. Für den Film habe ich die Dialoge adaptiert und das situative Moment zugespitzt und herausgearbeitet. Denn jedes Wort, jeder Text, kommt immer aus einer Situation, nie umgekehrt, alles, was wir sagen, hat zuerst einen Grund, eine Ursache im persönlichen Befinden, und daran habe ich gearbeitet. Letztlich hat mich die Glattauer-Vorlage auch durch ihre hohe Identifikation des Publikums mit der Protagonistin, den Protagonisten überzeugt. Die Entwicklung der Personen, ihre Glaubwürdigkeit, ihre Ambivalenz, ihre Sehnsucht, ist gekonnt gesetzt und hat mich bei den Theaterproben immer wieder aufs Neue überrascht. Für mich ist es wichtig, die Wirkung des Gesprochenen zwischen den Zeilen, in den Pausen nachklingen zu lassen, um die Zuseher an den Punkten zu treffen, wo sie mitfühlen, betroffen sind und lachen. Die Wunderübung lotet das komödiantische Potential einer Paartherapie aus, ohne die Menschen »vorzuführen«. Wir haben vor dem Dreh zwei Wochen geprobt, um die Situationen, den Dialog und den Rhythmus zu erarbeiten. Die Situationen wurden in großen Bögen gedreht, mit zwei Kameras simultan.
