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Kaum öffne ich die Augen

À peine j'ouvre les yeux

FR/TN 2015, 106 min, R: Leyla Bouzid, K: Sébastien Goepfert, D: Baya Medhaffer, Ghalia Benali, Montassar Ayari, Lassaad Jamoussi, Aymen Omrani, Deena Abdelwahed 


Das Porträt einer jungen Frau, die gegen männliche Strukturen Sturm läuft, abhebt und auf den Boden der Realität fällt.

Tunis kurz vor der Zeit, die oft als Arabischer Frühling bezeichnet wird. Farah hat gerade mit Bestnoten das Abitur abgeschlossen. Die Familie feiert, und allen scheint klar: Das Kind wird Medizin studieren. Allen außer ihr, denn ihre Leidenschaft gilt der Musik, sie singt in einer Rock-Band, schreibt kritische Songtexte, Musikwissenschaft wäre da als Studium naheliegender. Doch vorerst will sie vor allem eines: leben – atmen – selbst bestimmen – ausbrechen. Sie geht aus, probt mit ihrer Band für erste Auftritte, fängt mit einem Bandmitglied, eine Liebesbeziehung an.
Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Gesetze und Spielregeln, gleichzeitig gibt es Ähnlichkeiten im Menschsein quer durch die Welt. Zu ihnen gehören die jugendliche Neugier und der Freiheitsdrang, von denen auch die 18-jährige Farah im ersten Spielfilm von Leyla Bouzid beseelt ist. Die Tunesierin Bouzid erzählt die Geschichte der jungen Rebellin mit Feingefühl und einer geteilten Lust am Aufbruch und Ausbruch. Jede Gesellschaft muss sich verändern, wenn sie vorwärtskommen will. Das Umfeld lässt in ihrer Heimat den Frauen wenig Spielraum; die Mutter, das wird im Verlauf des Filmes klar, weiß selber nur zu gut, was sie meint, wenn sie ihre geliebte Tochter zu besänftigen versucht. Bouzids Film steckt voller Elan einer Generation, die auch in der Wirklichkeit des so genannt Arabischen Frühlings erfahren musste, dass alles seine Zeit braucht und mitunter mehr Geduld, als Jugendliche aufbringen mögen.

Es sind keine Spieltermine für diesen Film vorhanden.
Kaum öffne ich die Augen
Moviemento-Programmzeitung
Nr 335 - Dezember 2016
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