Kaisersteinbruch, ein unscheinbarer Ort im Osten Österreichs. Man fährt an einer Mauer vorbei. Ein Plakat wirbt für "unser Heer". Ein Schild "Militärisches Sperrgebiet. Lebensgefahr". Man würde nicht sofort an eines der größten Kriegsgefangenenlager des Deutschen Reichs denken, das sich hier befand.
Die vielschichtige und tragische Vergangenheit reicht von den kaiserlichen Steinbrüchen, mit deren Steinen Schlösser und Paläste ausgestattet worden waren, über die Lager aus den Weltkriegen bis in die Gegenwart. Sie ist im Untergrund, wie vereinzelte Mauerreste, Zäune und Gebäude zeigen, mit einer neuen Geschichte überdeckt, die die alte nicht auslöscht, ein dahindümpelnder Ort, der sich bemüht, zu überleben. Man spricht nicht viel darüber. Auch nicht davon, dass hier Soldaten aus achtzehn verschiedenen Nationen gefangen, viele von ihnen umgekommen oder ermordet worden waren. Heute noch suchen ihre Nachfahren regelmäßig nach Überresten und besuchen den Friedhof des ehemaligen Lagers. Und wie erging es den Frauen, die mit französischen Kriegsgefangenen eine Beziehung aufgenommen hatten? Und wie den Kindern, die daraus entstanden sind? Wurden die Verhältnisse entdeckt, bedeutete es für die Frauen, im Kerker oder in KZs zu landen? Diese Familiengeheimnisse bestehen bis heute und belasten die Betroffenen. Für die Bewohner:innen des Ortes stellt der Film die Frage, wie Geschichte umgewandelt oder zum Verschwinden gebracht wird und wie sie den Alltag bestimmt.
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Heute
Regisseur Reinhard Tötschinger spricht nach dem Film mit Kulturwissenschafter und Historiker Michael John
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AT 2025, 80 min, Deutsch OdF, R: Reinhard Tötschinger