Ruäch – Eine Reise ins jenische Europa

von Simon Guy Fässler, Andreas Müller

Das Porträt einer verborgenen Kultur, geprägt von Freiheitsdrang, gezeichnet von alten Wunden. Ein magischer Trip durch das jenische Europa.

Eingeladen von einem geheimnisvollen Freund, begibt sich ein Filmteam auf eine Reise durch ein verborgenes jenisches Europa, das sich von staubigen Vororten Savoyens bis zu den Wäldern Kärntens erstreckt. Erzählt von jungen und alten Stimmen, entfaltet sich ein kaleidoskopisches Panorama jenischen Lebens. Ein unsichtbares Band verbindet diese Menschen: Es sind die tiefen Wunden der Vergangenheit, aber auch ihre Liebe zur Freiheit.

KOMMENTAR DER REGISSEURE
Wie macht man einen Film über Menschen, die lieber unsichtbar bleiben? Wie erzählt man von den Schicksalen einer Minderheit, wenn man selbst zur Mehrheitsgesellschaft gehört?
Wie lässt sich eine uns unbekannte Lebensweise filmisch darstellen, ohne eine voyeuristische Perspektive einzunehmen? Unser Film wäre nicht denkbar, ohne die ebenso großzügige wie kritische Unterstützung eines jenischen Freundes. Er, der selbst im Schatten bleiben will, hat uns eingeladen auf eine Reise in ein jenisches Europa. Er hat uns Türen geöffnet, die uns sonst verschlossen geblieben wären, er hat uns an Orte geführt, die wir selbst nicht gefunden hätten, er vermittelte Kontakte zu jenen Menschen, die sich mitten unter uns bewegen und doch ein ganz anderes, häufig verborgenes Leben führen. Vor allem wären wir selbst kaum auf die Idee gekommen, einen Film mit der jenischen Gemeinschaft zu drehen, hätte uns unser Freund nicht dazu ermutigt. Wir wussten um die Schwierigkeiten des Zugangs, weil wir von vielen Filmprojekten hörten, die an eben dieser Verschlossenheit gescheitert waren.
Trotz der Vermittlung unseres Freundes begegnete man uns anfangs mit Skepsis. Wer sind wir, was machen wir, welche Ziele verfolgen wir? Fragen, die wir selbst nicht immer zu beantworten wussten. Die Annäherung an die Jenischen, die gleichzeitig auch eine Klärung unseres eigenen Vorhabens war, brauchte Zeit. Es waren am Ende sieben Jahre, die wir im Kreis der Jenischen verbrachten, irgendwo in Europa, in den Wäldern Kärntens, auf Plätzen in Frankreich, in den Bergen und Tälern Graubündens. Das Vertrauen wuchs, Freundschaften entstanden, und an die Stelle von Vermutungen und Vorurteilen trat gemeinsames Erleben. Mit der Zeit begannen wir zu erahnen, warum die von uns porträtierten Menschen die Unsichtbarkeit am Rande der Gesellschaft bevorzugen – eine Erkenntnis, die einen Schatten auf uns selbst und unseren Umgang mit Minderheiten wirft, die versuchen, einen eigenen Lebensentwurf zu bewahren. Und je länger, je klarer wurde uns, dass der Film eine unvollständige Geschichte erzählen würde, wenn wir selbst – unser Unwissen, unsere Vorurteile, unser eigenes Anderssein und unsere eigene Skepsis – nicht auch Teil des Films wären.

Spielzeiten und Tickets

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CH 2023, 118 min, Schweizerdeutsch , R: Simon Guy Fässler, Andreas Müller, B: Simon Guy Fässler, K: Simon Guy Fässler, S: Marcel Bächtiger, D: