Lola (2009)

von

Festivalliebling Brillante Mendoza erzählt die Geschichte zweier Großmütter, deren Wege sich wegen einer Bluttat kreuzen.

17.000 Pesos kostet der günstigste Sarg, in dem Arnold Quimpo unter die Erde kommen soll. Der junge Bewohner der philippinischen Hauptstadt Manila ist umgebracht worden, seines Handys wegen. Sein Tod scheint nicht viele Leute zu kümmern, nur eine alte Frau macht sich zu Beginn von Brillante Mendozas Lola auf den langen Weg, um an dem Ort des Verbrechens eine Kerze anzuzünden. Sie wird begleitet von dem kleinen Jay-Jay, der auch danach die meiste Zeit irgendwie präsent bleibt, herumtollt oder einfach im Hintergrund da ist und so etwas wie der implizite Adressat von Lola ist – Jay-Jay ist die Zukunft der philippinischen Gesellschaft, seine Großmutter aber ist nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart. Sie ist die schwache, starke, ohnmächtige, unbeirrbare, unversöhnliche und schließlich doch pragmatische Frau, die den Tod von Arnold Quimpo nicht einfach im Bauch der Megalopolis verschwinden lassen will, sondern die alles dafür unternimmt, dass die Amtswege eingehalten werden: Ein passender Sarg muss bestellt werden, das Verbrechen muss vor Gericht gebracht werden, die entsprechenden Summen müssen aufgetrieben und bezahlt werden. Bei all diesen Vorhaben kreuzen sich die Wege von Großmutter Sepang manchmal mit denen einer anderen alten Frau, Großmutter Puring, deren Sorge dem Mörder von Arnold Quimpo gilt. Er heißt Mateo Burgos, er ist, ungeachtet seiner Tat, die der Erzählung Lola vorausliegt, ein normaler Junge, der im Gefängnis hungert, und dem es an Verständnis für die Auswirkungen seiner Tat zu mangeln scheint. Ganz ohne Fragen nach Recht und Moral begibt sich Großmutter Puring zu seiner Anwältin, sie bringt ihm Reiskuchen und Mango in die Haftanstalt und beginnt schließlich, einen Vergleich mit der Familie von Arnold Quimpo in die Wege zu leiten, eine außergerichtliche Einigung, die den Staat davon entlastet, das zu tun, was eigentlich seine Aufgabe wäre: für Gerechtigkeit und Ausgleich zu sorgen, die Individuen gleich zu machen vor einer größeren Ordnung. Dass diese größere Ordnung auf den Philippinen so markant fehlt, ist der entscheidende Befund aller Filme von Brillante Mendoza, der nicht erst mit Lola in die Fugen dessen eindringt, was bleibt, wenn es keine Instanzen gibt, an die man etwas von der Last des Daseins abgeben könnte.

Spielzeiten und Tickets

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FR/PH 2009, 110 min, R: Brillante Mendoza, B: Linda Casimiro, K: Odyssey Flores, S: , D: Anita Linda, Rustica Carpio, Tanya Gomez, Jhong Hilario, Ketchup Eusebio