Dem Dokumentarfilm, der die Welt des sexuellen Online-Missbrauchs von Kindern erforscht, gelingt es, ein Experiment in einen Akt der sozialen Intervention zu verwandeln.
Es reicht nur ein Klick: Jugendliche sind in den digitalen Medien täglich der massiven Bedrohung durch Cybergrooming ausgesetzt. Erwachsene Männer nutzen dabei die Naivität, die Unwissenheit oder Unerfahrenheit von jungen Menschen im Netz schamlos aus. GEFANGEN IM NETZ dokumentiert in eindringlichen Bildern, was nahezu überall auf der Welt passiert. Ein filmisches Experiment, das ein Schlaglicht auf das Tabuthema Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Netz wirft: Drei volljährige Darstellerinnen, drei Kinderzimmer, 10 Tage und 2.458 Männer mit eindeutigen Absichten. Die drei sehr mädchenhaft aussehenden Akteurinnen, die sich im Netz mit fiktiven Profilen als 12-Jährige ausgeben, chatten aus sorgfältig nachgebauten „Kinderzimmern“ in einem Filmstudio mit Männern aller Altersgruppen. Die „Mädchen“ wurden von den Männern online aufgespürt und kontaktiert. Die meisten der Männer fragen nach Sex am Bildschirm und schicken explizite Fotos oder Links zu Pornoseiten. Einige versuchen, die Mädchen zu erpressen. Der Film erzählt fesselnd das Drama der drei Darstellerinnen vom Casting über die ersten Kontakte bis zu den Treffen mit den Männern. Sechs Kameras drehen die Ereignisse mit; die Dreharbeiten wurden juristisch und psychologisch umfassend betreut und begleitet.
AUS EINEM INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN BARBORA CHALUPOVÁ
Was hat Sie während des Drehs am meisten überrascht?
Das Einzige, was mich immer wieder überraschte, war das Tempo, mit dem die Täter unsere Mädchen kontaktierten. Nach ein paar wenigen Eröffnungsfloskeln kamen sie sofort zur Sache: zu expliziten sexuellen Angeboten. Und natürlich die Fülle. Die Schauspielerinnen hatten kaum Zeit zu antworten, geschweige denn all die Chat-Anfragen zu bedienen.
Was war für Sie persönlich das Härteste in dem ganzen Prozess?
Für mich persönlich war es die Arbeit im Schneideraum. Dort wieder im Detail durch alles zu gehen, was im Studio passiert war und bei den Treffen von Angesicht zu Angesicht, das war frustrierend für mich. Als das Regieführen hinter mir lag, war es Zeit, das aufgezeichnete Material anzuschauen, in Ruhe und mit einiger Distanz. Ehrlich, da gibt es einiges, was ich nie wieder in meinem Leben sehen möchte. Natürlich war die vor uns liegende Aufgabe schwer. Wir mussten das rechte Maß finden, wie viel wir von diesem krassen Zeug in den Film schnitten, so dass er zwar die Realität abbildete, aber auch anschaubar blieb.
Spielzeiten und Tickets
CZ 2020, 100 min, R: Barbora Chalupová, B: Barbora Chalupová, Vít Klusák, K: Adam Krulis, S: , D: Tereza Těžká, Anezka Pithartová, Sabina Dlouhá